Alle Märchen sind ein verdichteter Ausdruck urmenschlicher Lebenserfahrungen, deren Sinnbilder Kindern und Erwachsenen meistens unmittelbar zugänglich sind. Sie spiegeln unsere großen Lebens- und Glaubensfragen wieder. Darum faszinieren sie bis heute Groß und Klein.
Märchen greifen unzählige Fragen und Sehnsüchte auf, die uns Menschen seit Urzeiten überall auf der Welt, bewusst oder unbewusst, beschäftigen:
Wer bin ich? – Wer nimmt mich an, wie ich bin? – Wie kann ich innerlich wachsen und reifen?- Was ist mein Platz im Leben? – Wohin gehe ich? – Woher bekomme ich Orientierung auf meinem Weg? – Wie kann ich Vertrauen und Hoffnung gewinnen?- Wie kann ich Leid- und Angsterfahrungen in mein Leben integrieren und mich mit ihnen versöhnen?
Das Schöne an Märchen ist, dass sie fast immer ein gutes Ende nehmen und darum Hoffnung und Vertrauen vermitteln. Das unterscheidet sie von den Sagen, die in der Regel einen tragischen Ausgang haben.
In Märchen erweist sich der schwache Mensch als stark, der hässliche Mensch als schön, der dumme Mensch als klug, der arme Mensch kommt zu Wohlstand, der verachtete Mensch gewinnt Ansehen, der ängstliche Mensch bekommt Mut und die Liebe der Liebenden kommt zum Strahlen und siegt über den Tod.
Märchen stärken unsere Sehnsucht nach einer Verkehrung der Verhältnisse, unter denen wir im Leben oft leiden.
Wie gut, dass wir in unserem wahren Leben immer wieder solche „märchenhaften“ Erfahrungen machen. Märchen erinnern uns an die Märchen, die unser Leben schrieb. Wäre es nicht so, wären wir heute nicht da, wo wir sind.